Erster Roadtrip, erster Raub

Bereits drei Tage bevor der eigentliche Roadtrip startete, mussten wir unsere Klamotten packen. Diese haben wir in eine Wäscherei gegeben, um auszuschließen, dass unsere lieben Blutsauger mit uns kommen (siehe letzter Beitrag). Da die Wäscherei unsere Schlafsäcke nicht waschen wollte, haben wir diese in einem großem Eimer in kochendes Wasser getränkt. 

 

Zwei Tage vor Abreise hatten wir ein ausführliches Gespräch mit Brett über unsere aktuelle Situation in Berlin. Ich habe bereits in meinem letzten Blogeintrag über die Atemwegsprobleme von Finja berichtet. Nach Rücksprachen mit ihrem Arzt in Deutschland kann sie nicht zurück in das Haus in Berlin gehen. Deshalb wird sie nach den Ferien für den Rest des Jahres an einem Kinderheim in Port Elizabeth arbeiten. Für uns alle war das eine traurige Nachricht. Daraus resultierte, dass ich für den Rest des Jahres alleine an meiner Schule unterrichten werde. Dies war sehr demotivierend für mich! Ich wollte mir jedoch den Urlaub nicht verderben lassen und versuchte mich abzulenken.

 

Am Dienstagmittag konnten wir, tatsächlich ohne Bettwanzen, in unseren wohlverdienten Urlaub starten. Die Autofahrt war relativ unbequem, da alle Plätze in unserem Auto belegt waren und unser Golf nicht unbedingt den größten Stauraum hatte.

Zudem sind die Straßen in Richtung Coffee Bay in sehr schlechter Verfassung. Es gibt sehr viele "pot holes"und "speed bumps", die eine langsame und besonders aufmerksame Fahrweise erfordern.  Doch nach einer vierstündigen Autofahrt brachte uns unsere Fahrerin Lina sicher ans Ziel. Dort wurden wir von den anderen Freiwilligen aus Südafrika freundlich empfangen. Leider regnete es! Aber es war schon irgendwie etwas besonderes, dass sich alle Südafrika-Freiwilligen im Urlaub treffen.

Wir stärkten uns bei einer leckeren Steinofenpizza und konnten unsere Erfahrungen und Eindrücke mit den anderen teilen. Da Coffee Bay ein wirklich sehr kleiner Ort ist, denke ich, hat die Pizzeria an diesem Abend ihren Besucher-Highscore geknackt. 

Am nächsten Tag machten wir uns um 5 Uhr morgens  auf den Weg zum Strand, um einen schönen Sonnenaufgang zu erleben. Wir wurden nicht enttäuscht! Auf einem kleinen Hügel an der Küste konnte man den noch schlafenden Ort Coffee Bay, den Sonnenaufgang direkt über dem Ozean und sogar einige Delfine erspähen. 

So sollte jeder Tag beginnen! Nach einer kleinen Schale Müsli machten wir uns auf den Weg zu dem bekannten "hole in the wall". Bei strahlendem Sonnenschein folgten wir drei Stunden einem kleinem Pfad an der Küste. Die traumhaft schöne Landschaft lässt einem die Anstrengung vergessen. Die Wanderung selbst hat mir viel besser gefallen als die eigentliche Attraktion. Deshalb entschied ich mich, anders wie die meisten anderen, den Weg auch zurück zu gehen. Am Abend waren wir im coffee shack eingeladen und wurden mit typischem Xhosa-Essen bedient. Meine ersten Erfahrungen mit traditioneller Ernährung in Südafrika verlief sehr positiv! Ich weiß zwar nicht genau, was ich gegessen habe, aber es hat geschmeckt! Der nächste Tag war mit der Autofahrt nach Durban ziemlich gefüllt. Ich war zwar schon vor fünf Jahren nicht besonders überzeugt von dieser Stadt, aber ich habe ihr noch eine Chance gegeben. So schlenderten wir über einen traditionellen Markt, besichtigten das Moses Mabhida Stadion und sind gemütlich Essen gegangen. Meiner Meinung nach hat sich der Besuch wegen der insgesamt ca. 15 stündigen Autofahrt nicht gelohnt. Viele anderen der Freiwilligen haben sich dazu entschieden eine weitere Nacht in Durban zu verbringen, um an dem Corona Sunset Festival teilzunehmen. Wir fuhren zu sechst wieder zurück nach Coffee Bay. Diese Autofahrt war allerdings wirklich unglücklich. Erst wurden wir von der Polizei aufgehalten und mussten 1500 R (ca. 90€) Strafe zahlen, da wir angeblich im Überholverbot überholt haben. Ich will nicht wirklich abstreiten, dass es passiert ist. Ich will nur sagen, das es auf dieser Strecke absolut nicht ungewöhnlich ist und ich kaum ein Auto gesehen hab, das sich an die Regel mit der durchgestrichenen Linie gehalten hat. Naja es macht natürlich wenig Sinn, mit der Polizei zu diskutieren. So haben wir unseren Fehler eingesehen und sollten dem Polizisten 40 km zu der Polizeistation folgen, da wir nicht genug Bargeld dabei hatten. Zu unserem Glück natürlich genau in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Nachdem wir ihm unsere Situation erklärt haben, gab er sich doch mit den 800R (ca. 48€), die wir Bar dabei hatten, zufrieden. Ob das Geld wirklich bei der Polizei gelandet ist oder der Polizist es für sein Privatvergnügen verwendet, weiß ich nicht. Nach ca. 15 min konnten wir unsere Fahrt für weitere zwei Stunden bis Mthatha fortsetzen.

Dort wurden alle Autos von einem, wie ein Bauarbeiter aussehendem Mann, umgeleitet, da diese Straße angeblich gesperrt sei. Eigentlich keine große Sache, denn die neu berechnete Route war nur 2 min länger. Vor uns fuhr ein schwarzer 3er BMW mit dem Symbol der südafrikanischen Regierung. Also wollten wir die nächste Straße links abbiegen, um wieder auf unsere eigentliche Route zu kommen. Auf der Kreuzung hielt das Auto vor uns an und meinte zu allen Autofahrern, dass die Straße auch nicht befahrbar ist, da diese wieder zu der gesperrten Straße führt. Wir müssen eine Umleitung nehmen, die über eine Mautstraße führt, so der Mann, der sich als Mitarbeiter der Regierung ausgab. Die Plakette dafür könnten wir direkt gegenüber kaufen und kostet nur 70R (ca. 4,20€). Also folgten wir, so wie viele andere Autofahrer, den Anweisungen und fuhren auf den Parkplatz. Der Regierungsmitarbeiter wies uns beim Einparken ein und zeigte uns den Automaten, an dem wir angeblich die Maut bezahlen sollten. Auf dem Weg kamen uns einige Leute entgegen, die scheinbar auch die Plakette gekauft haben. Einer von ihnen meinte sogar noch, dass es wirklich einfach ist und hielt eine Quittung hoch. Also steckte ich meine Visakarte in den Automaten und gab meine Pin ein. Da ich den Anweisungen nicht wirklich folgen konnte, wollte ich die Transaktion abbrechen. Doch die Visakarte kam nicht mehr aus der Maschine. Alle Versuche scheiterten. Da wir zu dritt an dem Automaten waren, bat ich die zwei anderen Freiwilligen am Automaten zu warten und ich suchte einen Manager auf. Dieser meinte, dass wir Opfer eines Trickdiebstahls wurden und er glaubt, dass die Karte gestohlen wurde. Er fand auch heraus, dass keine Straße gesperrt ist und sagte uns, dass man hier nirgends eine Plakette braucht. Daher habe ich ca. 10-15 min nach dem Vorfall meine Karte gesperrt. Also war diese ganze Situation mit so vielen Leuten inszeniert? Nur um an eine Visakarte zu kommen? Natürlich war ich sehr schlecht drauf, aber ich dachte, dass diese Leute keine Chance haben, viel Geld zu bekommen, da ich glaubte, richtig gehandelt zu haben. Ich habe meine Pin abgedeckt und die Karte schnell sperren lassen. Außerdem lag das Limit zum Geld abheben bei 300€. Zwei Tage später musste ich leider mit Entsetzen feststellen, dass diese Leute für 1900€ mit meiner Karte eingekauft haben. Wie viel Pech kann man eigentlich in den ersten Wochen seines Freiwilligendienstes haben? 

Ein paar Tage später auf der Polizeistation wurde mir erzählt, dass diese Leute absolute Profis sind und manchmal sogar Polizisten beklauen. Unter diesen Umständen sind wir natürlich leichte Opfer! 

Da ich die Information mit dem geklauten Geld erst ein paar Tage später erfuhr, konnte ich wenigstens die restlichen Tage von unserem Urlaub genießen. Wir stellten relativ schnell fest, dass es viel entspannter und angenehmer ist, zu sechst Urlaub zu machen, wie an den Vortagen mit 30 anderen Freiwilligen. 

Wir wanderten an der wunderschönen Küste von Coffee Bay entlang. Wir liefen barfuß über viele Steine und den ein oder anderen Strand. Wir spürten das angenehm kühle Meerwasser an unseren Füßen. Wir konnten Delfinen beim Wellenreiten zusehen. Ein unbeschreibliches Gefühl an einem der schönsten Plätze, die wir je besucht hatten! 

Nachdem wir bereits ein ganzes Stück gegangen sind, merkten wir, wie der Wasserpegel langsam anstieg. Schnell machten wir uns auf den Rückweg. Trotz einiger Kletterpartien kamen wir am Ende völlig durchnässt an. Wenige Meter vor dem Ziel hat uns eine große Welle überrascht. Wenigstens haben alle unsere Handys überlebt! Zumindest fast alle ...

Den letzten Abend haben wir an der Küste auf einem Baum verbracht, der uns besonders gut gefiel . Als Urlaubsabschiedsessen gab es Burger mit Pommes.